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Gestaltungselement: Die Fläche

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(-- Dieser Text befindet sich in der Überarbeitung --)

Die Fläche begegnet uns in zwei Funktionen:

1. Die Fläche als Bühne

2. Die Fläche als Element


1. Die Fläche als Bühne

Die Bildfläche des Fotos ist unsere Bühne. Hier realisiert Du Deine Fotoidee. Beim Blick durch den Sucher und mit dem Auslösen der Kamera entscheidest Du Dich für einen Teil der Wirklichkeit.

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Eine Fotografie ist immer nur ein Ausschnitt. Welches Motiv Du auswählst und was Du davon zeigst bestimmt maßgeblich die Wirkung Deiner Fotografie. Beschäftige Dich deshalb mit dem Ausschnitt.

Übung:

Du findest gute Anregungen und eine Übung zu diesem Thema hier>>>. Wiederhole diese Übung.
Es ist ratsam, alle Übungen der Tutorials „Fotografisch sehen lernen“ regelmäßig zu wiederholen.

Erweitere diese Übung:

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Versuche Ausschnitte zu finden, die das Motiv verdichten. Kannst Du die eine Spannung im Bild erzeugen, weil Du nicht Alles zeigst? Was ist der Kern des Motivs? Konzentriere Dich auf Wesentliches. Ist etwas Überflüssiges abgebildet? Wie viel kannst Du weglassen? Wie viel des Umfeldes ist notwendig, um das Bild zu verstehen? Achte auf alle diese Fragen bei der Wahl des Ausschnittes oder dem Beschneiden des Bildes.


Der Anschnitt hat ebenfalls eine wichtige Funktion. Die Grenzen der Bildfläche bilden unterschiedliche Widerstände, die interessante Wirkungen ermöglichen. Zum Beispiel: Wird ein wichtiges Element des Bildes angeschnitten, versucht unser Verstand dieses Element auf seine ganze Größe zu erweitern. Der Betrachter der Fotografie erhält dadurch die Möglichkeit, sich länger mit dem Bild zu befassen, das Foto wird interessanter.


Es ist also nicht nur wichtig, was Du auswählst, sonder wie Du es auswählst. Beides beeinflusst die Bildwirkung. Zeigst Du alles pur, ist das eher langweilig: Wir haben nichts zu entdecken und unser Verstand hat nichts zu tun.

Ein gutes Foto ist ein Foto, auf das man länger als eine Sekunde schaut.
Henri Cartier-Bresson


Eine Bewegung, die im Bild beginnt, wird von unserem Verstand ausserhalb des Bildes weitergedacht. Was ist vor diesem Bild geschehen, was wird sich danach ereignen? Gibt Dein ausgewähltes Foto dies wieder. Erzählt es einen Ablauf, eine Geschichte? Was passiert an den Rändern? Was kann der Betrachter „weiterdenken“?

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Übung:

Achte auf Bildinhalte. Suche aus Deinem Fotofundus Fotos, in denen eine Bewegung oder Blicklinien vorhanden sind. Versuche dies Bewegung oder den Blick durch einen Anschnitt interessanter zu machen. Wie würde sich die Bewegung fortsetzen? Wohin ist der Blick gerichtet? Was würde es dort zu sehen geben? Lasse den Betrachter raten, wie es weitergeht. Wird das Foto dadurch interessanter? Experimentiere! WICHTIG: Viel Zeit beim Betrachten der Fotografien nehmen und versuchen in die Wirkungen „einzutauchen“. Tausche Dich mit Deinen Freunden aus. Lerne durch Ausprobieren und Beobachten.


Merke Dir, der Anschnitt eines Motivs kann zur Spannung beitragen. Gewöhne Dir an, die Ausschnitte schon bei der Aufnahme zu finden. Dazu sollen Dich diese Übungen befähigen.


Kommen wir zur Form der Bildfläche. Innerhalb dieser Fläche baust Du Dein Bild auf. Die Form der Bühne bedeutet: Seitenverhältnis und Ausrichtung der Bildfläche.

Das Seitenverhältnis bestimmt die Kamera und es ist in der Regel bei Kompaktkameras ein Verhältnis von 4:3 und bei digitalen Spiegelreflexkameras 3:2. Du hast aber immer die Möglichkeit, dieses Format nachträglich durch Beschneiden abzuändern, denn ein passendes Format betont das Motiv.

Die folgenden Übungen haben letztendlich das Ziel, dass Du respektlos mit den Formaten experimentierst. Durch ausprobieren und analysieren sollst Du ein Gefühl für die Bildformate bekommen, damit Du diese gezielt einsetzen kannst. Wichtig ist, dass Du über die Standartformate (von der Kamera vorgegeben) hinaus gehst und auch extreme Bildformate durch beschneiden erforschst. Du sollst spüren lernen, wann sich ein besonderes Seitenverhältnis anbietet.

Bevor Du mit der Übung beginnst, eine Zusammenfassung der drei gebräuchlichsten Bildformate.

Das Hochformat erlaubt eine stärkere Betonung von Oben und Unten (z.B. Himmel und Erde). Ein Hochformat wirkt dynamisch und aktiv, eine Landschaftsaufnahme hat im Hochformat mehr Spannung. Liegt der Horizont hoch, wird der Vordergrund betont. Dagegen betont ein tiefliegender Horizont den Himmel. Traditionell wird das Hochformat für Personenporträts eingesetzt. Spannungsvoller ist hier die Verwendung eines Querformats.“ Probiere es aus.

Das Querformat ist eher der Standard beim Fotografieren und Anschauen im TV und Kino und entspricht unserer traditionellen Sehweise und unserem Sehwinkel. Das Querformat wirkt weniger Ausschnitthaft. Das Querformat erscheint ruhig, statisch, passiv. Es betont eine klare Links-Rechts Einteilung. Es ist optimal für Landschaftsaufnahmen. Quer liegende, gestaffelte Flächen und Linien betonen die Tiefenwirkung, die Perspektive des Fotos.

Das Quadrat wirkt spannungslos und statisch.
Es wird keine Dimension (Höhe, Breite oder Tiefe) angedeutet. Die Symmetrie ist vorherrschend. Zum Beispiel teilt eine Diagonale im Quadrat die Bildfläche zwei identische Dreiecke. Dies hat Bedeutung für die Bildkomposition. Besonders bei stark abstrahierenden, geometrischen Formen kann eine ruhige und harmonische Kompositionen erreicht werden.

Übung:

Wähle ein Motiv und fotografiere es im Hoch- und Querformat. Fotografiere auch so, dass Du aus dem Fotomaterial quadratische und extreme Hoch- und Querformate herausschneiden kannst. Experimentiere und untersuche die Wirkungen. Welches Format passt zum Motiv, welches Format bringt eine neue Sicht, ungewöhnliche Bildwirkung zu Tage?
Experimentiere und betrachte!

Das Querformat betont die Rechts-Links-Ausrichtung. Das Boot hat noch einen Weg vor sich

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Das Hochformat betont Oben-Unten-Ausrichtung.

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Der Himmel und der Berg werden betont. Der Berg bekommt „Höhe“. Das Boot ist nur eine kurze Episode.

Das Quadrat wirkt ruhiger.

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Die Abstimmung des Bildformates auf den Bildinhalt steigert die Wirkung des Bildes erheblich

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Was möchtest Du betonen, was soll zum Hauptmotiv, zur Hauptaussage werden? Der Himmel oder der Boden, der Hintergrunf oder der Vordergrund? Verschiebe entsprechend den Horizont. Betone den Vordergrund vielleicht mit einem nach untengerichteten Weitwinkelobjektiv.

Extreme Formate

Das Panoramaformat überhöht die Wirkungen von Hoch- oder Querformat.

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Zeigt dieses Querformat nicht viel besser die Weite der Landschaft? Die rechts-links-Ausdehnung wird betont. Wirk die Landschaft nicht auch ruhiger?

Das beeindruckenste extreme Querformat ist für mich das Gemälde von Hans Holbein dem Jüngeren - Der tote Christus im Grabe

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Schaue es Dir ausgiebig an. Ich kann in diesem Bild den Tod durch Schwere, Ruhe förmlich spüren. Geht es Dir auch so? Stelle Dir vor, es wäre ein Hochformat. Es wäre so instabil, dass man Angst hat, das Bild fällt um oder der Körper fällt aus dem Rahmen.

Ein weiterer zusätzlicher Überraschungseffekt entsteht im allgemeinen bei der Wahl eines Panorama-Hochformats. Vergleiche die nächsten beiden Fotos.

Format 3:4 aus der Kamera

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Format ca. 4:8 durch neuen Auschnitt

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Strebt das Motiv entgegen dem normalen Hochformat, nicht extrem in die Höhe, scheint die Höhe nicht unüberwindbar? Die Fahne scheint in großer Höhe zu wehen.

Übung:

Probiere extreme Formate an Deinen Fotografien aus. EXPERIMENTIERE und erforsche, welche Seitenverhältnisse im konkreten Fall die Bildwirkung unterstützen.

2. Die Fläche als Element

Eine Fläche selbst ist im Bild ist ein Element zur Bildgestaltung, zur Bildkomposition. Die Fläche wird zum „Schauspieler“ auf der Bühne.

Flächen müssen nicht rechtwinklig sein.

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Lockere Flächen mit spontanen Formen.

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Flächen haben natürlich auch eine Oberflächenstruktur.

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Auch durch Silhouetten werden Flächen gebildet. Flächen in ihrer reinste Form.

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Übung:

Suche und nehme ganz bewusst Flächen war. Fotografiere sie. Suche verschiedene Formen mit unterschiedlichen Oberflächen.

Hier verschiedene Flächen in Kombination mit verschiedenen Linien in verschiedenen Stärken. 7 Flächen und 3 schmale Flächen die zur Linie übergehen. Sie alle bilden Rhythmen in diesem Bild. Selbst die Minilinien im unteren Bildteil.

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Übung:

Suche wiederholende Flächen und untersuche sie auf Rhythmen.

Flächenproportionen

Eine Fläche bringt Gewicht ins Bild. Die Gewichte der Flächen sollten sich „aufheben“ um ein harmonisches Bild zu ergeben und der Komposition Stabilität zu geben.

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Besteht hier ein Ungleichgewicht? Oder wie empfindest Du die Anordnung?

Übung:

Nachdem Du Deinen Blick für Flächen trainiert hast, schärfe Dein Empfinden für die Wirkungen durch Flächenaufteilung, gewichten und platzieren. Setze Dich bewusst mit der Fläche auseinander. Suche in Deiner Umgebung Flächen. Fotografiere große und kleine Flächen, kombiniere Größen und Farben, wähle verschiedenen Ausschnitte und Anordnungen.

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Wähle die Ausschnitte so, dass immer neue Flächenproportionen erscheinen und beobachte dann deren Wirkung und Zusammenspiel.

Spielt es eine Rolle ob die Flächen angeschnitten oder komplett abgebildet sind. Wie wirkt eine Fläche, die diagonal angeordnet ist? Ruhig, stabil oder dynamisch und instabil?

Flächenpositionen

In den Fotografien besteht immer eine Beziehung zwischen dem dargestellten Objekt und dem Unter-/Hintergrund. Man spricht von der Figur-Grund-Beziehung.

Oben- oder Untenposition
Das Unten ist eher der schwerere, statische und nahe Bildteil. Das Oben wirkt leicht und wir bringen es eher mit dem Himmel in Verbindung.

Rechts-oder Linksposition
Die linke Seite der Bildfläche ist der Eingang für den Betrachter, entsprechend soll die rechte Seite den Betrachter am Verlassen des Bildes hindern.

Die Bildmitte ist eher statisch und spannungsfrei.

Übung:

Platziere mit Deiner Kamera ein einzelnes Objekt an verschiedenen Positionen im Bild. Bitte auch extreme, ungewöhnliche Positionen ausprobieren. In der Regel solltest Du ein Motiv nicht genau in der Mitte platzieren. Aber wann funktioniert diese Position? Drehe Deine Kamera, setze Flächen auf die Spitze, spiele mit den Proportionen in Beziehung zur Bildfläche.

Zwei Flächen werden durch eine Linie getrennt.

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Welche Gewicht bekommen die Flächen durch Verschiebung der Linie? Wie ist die Wirkung wenn die Klinke an einer anderen Stelle platziert wird? Welche Tür ist leichter, welche schwerer? Welche läßt sich leichter öffnen?

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Suche Dir eigene Beispiele und probiere aus: Wie ändert sich das "Gewicht" des Objektes? Wie das Gewicht, die Wirkung der Fläche? Wo sind "ruhige", statische Platzierungen? Welche Position wirkt schwer, welche leicht? Wann verliert das Bild sein "Gleichgewicht"?