Gestaltungselement: Beschneiden
(-- Dieser Text befindet sich in der Überarbeitung --)
Diese Übung möchte Dich einladen, Fotos neu zu entdecken, eine Szene bewusst zu durchsuchen, Zentimeter um Zentimeter. Finde interessante Motive, Bildelemente, Farbkombinationen, Strukturen usw. Welche Bildaussagen und emotionale Wirkungen stecken in einem Bild?
Lass Dir Zeit fürs Entdecken.
Wenn Du diese Übung regelmäßig mit verschiedenem Bildmaterial wiederholst, entwickelst Du einen Blick fürs Interessante und Typische.
Eine gute Voraussetzung für die Motivwahl beim Fotografieren vor Ort.
Lerne, fotografisch zu sehen.
Ausgedruckte Fotos untersucht man am besten mit einer Maske aus zwei einzelnen L-Teilen zum Abdecken. (Vorlage hier als PDF)
Wenn Deine Bilder digital vorliegen, habst Du die Möglichkeit, am Computer mit den Bildausschnitten zu experimentieren. Viele Programme bieten die Möglichkeit, Bilder temporär zu beschneiden. Durchforste jeden Zentimeter des Bildes, untersuche jedes Detail.
Beginnen wir mit einem Beispiel. Welches Potenzial steckt in diesem Bild?
Durchforste jeden Zentimeter, untersuche jedes Detail. Richte Dich nicht nach den gängigen Bildformaten; wähle ein Format, welches zum Motiv und zur Bildaussage passt.
Zwei Kinder unterwegs
Ein einsamer Pfahl in der Landschaft.
Ein kleiner Junge, der sich verlaufen hat?
Kann man die Einsamkeit des Jungen spüren? Gibt es einen Ausweg aus dieser Situation für den Jungen? Du siehst, der Ausschnitt kann die Bildaussage wesentlich beeinflussen.
Spiele mit den Bildausschnitten und habe keine Hemmungen. Solange Du mit einer Kopie Deines Originals spielst, kann nichts schiefgehen. Im Gegenteil, sei nicht zaghaft! Probiere alles aus! Auch extreme Formate, hoch und quer.
Achte besonders darauf, wie sich Ihr Eindruck, der Bildinhalt, und die Bildaussage verändert. Lasse Dir viel Zeit beim Experimentieren und Beobachten. Manchmal können die Ausschnitte auch kleine Geschichten erzählen.
Ein Mädchen ist ganz allein.
Was macht das Mädchen? Geht es weiter? Hat es etwas entdeckt? Was sucht es? Ist die Situation gefährlich?
Wirkt der Wald auf diesem Bild nicht sehr bedrohlich?
Tipp:
Wichtig für spätere Beschnitt-Experimente ist ausreichend großes Bildmaterial. Gebe beim Fotografieren immer etwas „Raum“ um Dein Motiv. Wie oft kommt es vor, dass wichtige Bildteile im Eifer des Gefechts angeschnitten werden. Manchmal fehlt auch zur Bildaussage das Umfeld des Motivs. Ebenfalls wichtig sind Aufnahmen im Hoch- und Querformat. Fotografiere so viel, wie Deine Speicherkarte und Dein Akku hergibt!
Ein weiteres Bildbeispiel:
Betrachte das Foto genau. Was siehst Du? Welche Bildmotive enthält die Szene? Was könnte interessant sein? In welchem Ausschnitt? Wie weit kann man sich auf ein Detail konzentrieren, oder wie viel Raum braucht ein Motiv, um im Kontext verstanden zu werden?
Wie ändert sich die Stimmung, wenn ein extremes Querformat gewählt wird?
Wirkt der Mann jetzt nicht ziemlich verloren? Wie empfindest Du die Raumwirkung?
Lege Schwerpunkte auf verschiedene Bildelemente.
Wann strahlt das Bild mehr oder weniger Ruhe aus?
Versuche, Interessantes ins Bild zu setzen
Tipp:
Fotografiere das Motiv auf vielfältige Weise. Habe kein schlechtes Gewissen, wenn „Ausschuss“ entsteht. Profis machen oft mehr als 100 Aufnahmen, um ein sehr gelungenes Foto zu erhalten.
Im Zeitalter der Digitalfotografie musst Du nicht auf die Kosten achten. Wie oft hast Du Dich über Unschärfen an wichtigen Stellen oder fehlende Bildteile geärgert? Drücke lieber einmal zu viel als zu wenig auf den Auslöser.
Zusammenfassung:
In Deinen Bildern steckt mehr.
Hole durch geschickt gewählte Bildausschnitte mehr heraus. Durchforste jeden Zentimeter, untersuche jedes Detail. Richte Dich nicht nach den gängigen Bildformaten, wähle ein Format, welches zum Motiv und zur Bildaussage passt.
In Dir steckt mehr.
Wiederhole diese Übung immer wieder mit Deinen Fotos. Du werden einen Blick für Motive entwickeln und beim Blick durch den Sucher die fotografischen Perlen finden. Lerne mit dieser Übung, fotografisch zu sehen.
Im Motiv steckt mehr.
Fotografieren, fotografieren, fotografieren! Probieren, probieren, probieren!
Auswählen kannst Du später.